Chef oder Leader? Das macht den Unterschied
Chef, Leader – ist das nicht dasselbe? Ja und nein. Beides bezeichnet eine Führungsperson, ja. Dennoch assoziieren wir damit unterschiedliche Konzepte von Führung. Wo die wesentlichen Unterschiede liegen, lesen Sie hier bei uns.
Vorab: die Begriffsklärung
Natürlich ist die Gegenüberstellung von Chef und Leader etwas holzschnittartig. Strenggenommen meint beides nicht mehr und nicht weniger als jemanden, der in einer Führungsposition arbeitet.
Generell ist es aber so, dass mit dem Begriff „Leader“ ein modernes Führungskonzept assoziiert wird. „Chef“ oder „Boss“ hingegen wird heute eher mit einem veralteten Konzept der Unternehmensführung in Verbindung gebracht.
Ein Chef – in Sinne von „Vorgesetzter“ – muss also natürlich nicht schlecht sein. Die Begriffe schließen einander ja nicht aus: Ein guter Chef ist eben auch ein Leader.
Alleinherrscher vs. Teamplayer
Der Chef versteht sich als Machtzentrum. Er sagt, wo es langt geht, gibt Befehle. Charakteristisch für einen Chef ist der Aufbau von Machtkreisen – zu denen man entweder gehört oder halt nicht.
Damit geht eine gewisse Elitenbildung einher. Gemeint ist damit: Es gibt Eingeweihte und Favoriten. Die stehen einer größeren Zahl von Mitarbeitern gegenüber, die nicht in der besonderen Gunst des Chefs stehen. Letztere werden so zu reinen Befehlsempfängern.
Das inspiriert kein Team – und führt zu einem schlechten Betriebsklima, in dem Angst, Neid und Missgunst herrschen. Denn für den Chef zählt nur das Ich, und nicht das Wir.
Anders agiert ein Leader. Denn Leadership bedeutet: Zuhören, mit Mitarbeitern sprechen, sie wertschätzen. Das bedeutet auch, dass ein Leader gute, kreative Ideen seiner Mitarbeiter aufnimmt und nicht darauf beharrt, es besser zu wissen.
Keineswegs heißt das, dass ein Leader Ideen aufnehmen sollte, die ihn nicht überzeugen. Und natürlich bleibt auch ein Leader letztlich Entscheidungsträger.
Doch anders als der Chef weiß er, dass andere es manchmal eben besser wissen. Er hört sich alle Ideen seiner Mitarbeiter an.
Nicht, weil alle Ideen immerzu grandios sind.
Sondern weil Mitarbeiter auch unkonventionelle, potentiell „schlechte“ oder „alberne“ Ideen äußern können müssen, ohne zu befürchten, dass der Vorgesetzte sie für dumm oder verrückt hält.
Denn nur dann findet der Leader in den vielen Ideen das kleine Goldnugget, das womöglich den entscheidenden Baustein zum Erfolg eines Projektes ausmacht.
Ein Leader entwickelt seine Mitarbeiter
Aus der Grundhaltung von Chef und Leader gegenüber seinen Mitarbeitern entspringt auch ein unterschiedliches Verhalten in Hinblick auf die Mitarbeiterförderung.
Der Chef hat daran grundsätzlich kein Interesse. Je mehr seine Mitarbeiter wissen, desto mehr gerät potentiell seine Autorität ins Wanken.
Darüber hinaus ist zusätzliches Wissen seiner Mitarbeiter für ihn eigentlich irrelevant. Der Mitarbeiter dient – aus dieser Position betrachtet – nur dazu, ihm zugeteilte Aufgaben zu erledigen. Ist er der Aufgabe gewachsen, reicht das völlig aus.
Erfüllt er Aufgaben zur Zufriedenheit des Chefs, heimst dieser die Lorbeeren nicht selten für sich ein. Mitarbeiter werden also ausgenutzt, als Mittel zum Zweck verstanden.
Ein Chef neigt auch dazu, Mitarbeiter auszutauschen, die „nicht funktionieren“. Wie schon erwähnt: Er sucht keinen Dialog auf Augenhöhe. Er befiehlt.
Scheitert er bei dem Versuch, Mitarbeitern zu erklären, wie eine Aufgabe „richtig“ erledigt werden muss, wächst die Unzufriedenheit. Und das auf beiden Seiten.
Nicht selten kündigen solche Mitarbeiter von selbst. Wenn nicht, ersetzt ein Chef sie früher oder später – und beklagt sich, dass es „keine vernünftigen Arbeitskräfte mehr gibt“.
Ein Leader hingegen versteht, dass ein Mitarbeiter kein Instrument ist, sondern ein wertvoller Bestandteil seines Teams.
Er wird sich immer bemühen, Mitarbeiter zu trainieren und weiterzubilden. Schließlich ist ihm klar: Nur so sichert er langfristig seinen Unternehmenserfolg.
Zugleich weiß er wertvolle Beiträge seiner Mitarbeiter zu schätzen und erkennt an, wenn Mitarbeiter entscheidend zum Erfolg beigetragen haben.
Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg
Im digitalen Zeitalter werden Aufgaben und Prozesse immer komplexer. Den Experten, der in allen Belangen seines eigenen Business zu 100% zuhause ist, gibt es nicht mehr.
Das bedeutet auch: Mehr Vertrauen in das eigene Team, in die eigenen Mitarbeiter muss her. Denn nur, wer nicht auf seiner Machtposition beharrt, sondern mit anderen an einem gemeinsamen Ziel arbeitet, kann in dieser Welt noch erfolgreich sein.
Darum auch ist Zuhören so wichtig. Lassen Sie sich erklären, wie der Mitarbeiter ein Problem sieht, welche Lösungen er vorschlägt. Versuchen Sie nachzuvollziehen, warum er eventuell nicht mit Ihnen konform geht.
Gerade weil in unserer technologisch komplexen Welt nicht mehr jeder alles kann, brauchen wir gute Expertenteams. Die funktionieren nur, wenn das Wir vor dem Ich steht. Darum ist heute echtes, modernes Leadership gefragt. Und kein Chefgehabe.
Fazit: Leadership ist alles
Wie Sie sehen: Ein modernes Verständnis von Führung als Leadership ist unabdingbar für den langfristigen Erfolg im Unternehmen. Und es macht das Leben auch einfacher. Denn wer will schon bei der Arbeit eine schlechte Atmosphäre haben?
Leadership heißt natürlich nicht, das alle sich immer liebhaben. Aber es bedeutet, dass sich Menschen auf Augenhöhe austauschen. Dass Ideen Gehör finden. Dass Anerkennung gezollt wird. Und dass Konflikte konstruktiv im Dialog gelöst werden.
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